11. März 2021
Nachhaltig digital – ein Widerspruch in sich? (Teil 2)
Der Weg ist das Ziel (Konfuzius)
Alle reden davon, digitaler zu werden. Und davon, dass sie nun nachhaltiger leben und arbeiten. Doch Digitalisierung und Nachhaltigkeit miteinander zu verbinden, klingt eher nach einem gut gemeinten Versuch als nach einer wirkungsvollen Symbiose. Was ist also dran an dem digitalen Leben, das uns zu mehr Nachhaltigkeit verhelfen soll?
Den ersten Teil unserer Serie Nachhaltig digital – ein Widerspruch in sich? finden sie hier.
2019 pusteten wir mit unserem leichtfüßigen Lebensstil rund 805 Megatonnen (MT) CO2 in die Luft. Um unseren Klimazielen gerecht zu werden, müssten wir 2030 unseren C02-Ausstoß auf 543 Megatonnen reduzieren. Das klingt ganz schön ambitioniert. Doch der Blick aus dem Fenster und die zunehmenden Schlagzeilen über die Folgen des Klimawandels führen uns jeden Tag aufs Neue vor Augen, dass es nun höchste Zeit ist, unseren bisherigen Lebensstil nachhaltig auf den Kopf zu stellen. Für uns, unsere Kinder und die Kinder unserer Kinder. „Es wird Zeit, dass sich was dreht“ würde Herbert Grönemeyer jetzt wohl sagen.
Glücklicherweise befinden wir uns in einer Zeit, in der sich Innovation und Technik fortlaufend weiterentwickelt. Allein die Geschichte der Handys zeigt, wie schnell Technik sich in nur einer Dekade entwickeln kann. Früher waren wir froh, mit unserem Nokia 3210 telefonieren, SMS schreiben und Snake spielen zu können. Heute ist unser Smartphone weit mehr als das. Als treuer Alltagsbegleiter ist es Postkasten, Telefon, Telex, Kamera, Navigationsgerät und Marktplatz in einem. Ohne den smarten Alleskönner aus dem Haus zu gehen, ist heutzutage für viele von uns unvorstellbar geworden.
Natürlich kann die Geschwindigkeit von neuen Technologien als Gefahrenquelle angesehen werden. Sie kann aber auch mit offenen Armen als Chance empfangen werden, die uns bei dem Erreichen unserer Ziele unterstützt und unseren Prozessen mehr Präzision und Automation verleiht. Genauso wie es an der Zeit ist, unseren blauen Planeten zu schützen, müssen endlich begreifen, dass die digitalen Technologien wie Künstliche Intelligenzen, Big Data und vieles mehr keine Endgegner sind, die wir abwehren und bekämpfen müssen. KIs sind noch weit entfernt, den Menschen zu ersetzen und ihm seine Arbeit wegzunehmen. Vielmehr werden sie gebaut, um Prozesse zu optimieren und uns repetitive Aufgaben abzunehmen, die uns davon abhalten, uns endlich unseren Talenten und eigentlichen Tätigkeiten zu widmen.
Zurück zum Klimawandel und den vielen Megatonnen CO2, die wir bis zum Jahr 2030 noch einsparen müssen, um unsere Klimaziele zu erreichen. Diese Zahl ist kein dystopischer Wert, den wir sowieso nicht erreichen können, sondern viel mehr als nur realistisch. Die einzige Bedingung ist, dass wir uns bewusst werden, dass die Lage ernst ist und uns digitale Technologien dabei unterstützen können, unsere Klimaziele zu erreichen. Eine Studie des Bitkom zeigt, dass digitale Technologien unserer Wirtschaft so einiges an Einsparpotenzial bringen können: In der industriellen Fertigung durch Automation und Produktivität (61 MT); in Sachen Mobilität durch intelligente Verkehrssteuerung, Smart Logistik und Sharing Mobility (28 MT); bei der Gebäudetechnik durch Smart Homes und vernetzte Gebäude (19 MT) oder aber im Bereich Arbeit und Business durch E-Work (12 MT). Allein in diesen vier Feldern lassen sich rund 120 Megatonnen CO2 einsparen. Gleichzeitig führen diese Einsparungen zu mehr Nachhaltigkeit.
Durch das Arbeiten von zu Hause arbeiten wir mobiler und drucken weniger aus. Außerdem sorgen wir durch Webkonferenzen für weniger Verkehr auf den Straßen und tragen so zum Schutz unserer Umwelt bei. Mithilfe von intelligenter Steuerung der Materialflüsse und Anlagen, aber auch durch den Einsatz von KI tragen wir dazu bei, produktiver zu arbeiten und unsere Effizienz zu steigern. Das schont nicht nur unseren Geldbeutel, spart ordentlich Zeit, sondern kommt auch noch unserer Umwelt zugute. Auch im Bereich der Gebäudewirtschaft handeln wir durch intelligentes Energiemanagement im Sinne unserer Umwelt. Schließlich würde durch eine smarte Routenplanung und das Nutzen von Sharing-Modellen auch unsere Mobilität ein Stückchen grüner werden.
78 Prozent der Unternehmen sehen die Digitalisierung als Chance zur Bewältigung des Klimawandels und arbeiten mit nachhaltigen Technologien daran, ihre Prozesse klimafreundlicher zu gestalten – und ihren Unternehmenserfolg dadurch zu stärken.
Mit der Digitalisierung unserer Prozesse, Onlinemeetings und einem minimalistischen Lebensstil können wir vielleicht nicht unseren gesamten CO2-Fußabdruck schmälern. Aber diese und viele weitere Taten sind erste Impulse auf dem Weg dorthin.
Und wie Konfuzius so schön sagt: „Der Weg ist das Ziel“ – allein das ist, was zählt und uns gemeinschaftlich als Gesellschaft voranbringt.