4. Juli 2018
CEBIT 2018: Neustart der Digitalen Transformation

Jünger, hipper, experimentierfreudiger – die diesjährige CEBIT kam mit neuem Konzept um die Ecke
Die stetig sinkenden Besucher- und Ausstellerzahlen in den vergangenen Jahren und viele weitere treibende Faktoren zwangen die CEBIT zu einem konzeptionellen Wandel. Deshalb entschieden sich die Macher der IT-Messe, Bewährtes zu verabschieden und Neues zu initiieren. Als großes Vorbild diente die weltweit bekannte Trendmesse „South-by-South-West“ in Austin (Texas).
Mit neuem Konzept und einem Termin im sommerlichen Juni erhofften sich die Messeverantwortlichen durch die Neupositionierung zu einem Business-Festival nicht nur mehr Besucherzahlen und ein poliertes Image, sondern auch die 25- bis 35-Jährigen als neue Zielgruppe zu erreichen – als „Mitarbeiter und Digital-Entscheider der Zukunft“, erklärte Messechef Oliver Frese.
Von Künstlicher Intelligenz über Digitalisierung bis hin zu Blockchain bot die Messe eine breite Palette an interessanten und vielfältigen Themen aus dem IT-Bereich. Auf den Konferenz-Bühnen von „d!talk“ sprachen Visionäre, Querdenker, Kreative und Experten aus aller Welt über die relevanten und aktuellen Themen aus der IT-Branche.
Wer über den Tag genug interessante Informationen gesammelt hat, konnte den Abend auf dem d!campus, dem Außengelände der CEBIT, mit Konzerten von Mando Diao oder Jan Delay, köstlichem Streetfood oder anregenden Netzwerk-Gesprächen in gemütlicher Lounge-Atmosphäre ausklingen lassen. Auch das 60 Meter hohe Riesenrad des deutschen Softwareriesens SAP feierte in diesem Jahr bei der CEBIT sein Debüt. Tagsüber nutzte das Unternehmen die 40 Kabinen für Kundengespräche und gab es abends für die Besucher frei.
„Wir haben überaus positives Feedback zur Zukunftsfähigkeit des neuen Konzeptes und zu unserem Mut, nicht nur von Disruption zu sprechen, sondern sie auch anzupacken. Hierdurch ist es uns auf Anhieb gelungen, konkretes Business in den Hallen mit Festivalstimmung auf dem d!campus zu verbinden. Die neue CEBIT macht Digitalisierung emotional und baut nicht nur Distanz zwischen Technologie und Gesellschaft ab, sondern zeigt auch die konkreten Chancen auf“, resümierte Frese.
Doch der Gang durch die Messehallen vorbei an den üblichen Ständen der meisten Aussteller brachte das gewohnte Flair der „alten“ CEBIT zurück. Hier war von dem frischen Wind, der auf dem Außengelände wehte, noch nicht viel zu sehen. Ein Journalist des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ hat es treffend formuliert: „Die Messe hat den Wandel zum Digitalfestival offenbar schon fast vollzogen, die Aussteller noch nicht.“
Rund 120.000 IT-Interessierte besuchten die Stände der etwas mehr als 2.800 Aussteller aus 70 Ländern, wo sie Produkte und Neuerungen aus allen erdenklichen Themenbereichen rund um die Digitalisierung präsentiert bekamen. Das sind deutlich weniger Besucher als noch im vergangenen Jahr. Damals waren es 200.000. Dennoch dürfen wir die alte CEBIT nicht mit der neuen vergleichen. Der Wille, der schnöden Messe neuen Glanz zu verleihen und neuen Wind einzuhauchen ist deutlich zu spüren. Mit der einen oder anderen Nachjustierung in den kommenden Jahren kann der Wandel auch tatsächlich gelingen.
Dass eine vollständige Neukonzeptionierung des jungen Event-Formates nicht auf Anhieb in Gänze gelingt, war AMAGNOs CEO Jens Büscher im Vorfeld bewusst:
„Es war klar, dass das Konzept für die neue CEBIT ein »Prototyp« ist, den es zu optimieren gilt. Und die Chance sollte man ihr auch geben. Es war für alle ein Risiko und zeigte sich auch darin, dass sehr viele renommierte Anbieter der ECM/EIM-Szene der Messe mit einer eigenen Präsenz ferngeblieben sind oder nur als Trittbrettfahrer bei anderen Anbietern auftauchten. Dadurch war die gesamte Szene auf der ganzen CEBIT fragmentiert und hatte keinen zentralen Anlaufpunkt wie „Halle 3“ der Vorjahre“
Trotz dessen hat Büscher auch konkrete Anregungen, wie die Schwierigkeiten gemeistert werden könnten:
„Meine Vorschläge für das nächste Jahr sind, den Aspekt der Business Applikationen deutlich stärker im Marketing für die Entscheider präsent zu machen. Dazu gehören auch viele attraktive und bekannte Speaker in einem optisch attraktiveren „d!talk“-Bereich der Hallen. Hier könnte die „hub conference“ in Berlin ein Vorbild sein. Ebenso wäre mein Vorschlag, dass die Anbieter von Themensegmenten, wie CRM, ERP oder ECM, in festen Zeitslots nacheinander ihre Lösungen sehr kompakt „pitchen“, damit die Interessenten einen zentralen Anlaufpunkt erhalten, sich kurz zu orientieren, und nach den Pitches die gewünschten Anbieter konkret besuchen können. Die Themen-Pitches kompensieren damit quasi die „Halle 3“ der Vorjahre und ist ein modernes Präsentationsformat.“
In der Zeit des Wandels und der Veränderung sind Mut und Tatendrang der beste Start für einen Neuanfang. Deshalb sollten die Chancen und Freiheiten, die die CEBIT neu geschaffen hat, genutzt werden, um aus Fehlern zu lernen und Vorschläge dankend anzunehmen, damit das Potenzial in den nächsten Jahren voll ausgeschöpft werden kann.